1. Wie berechne ich den Stromverbrauch einer Wärmepumpe pro Jahr?

Wie hoch der Stromverbrauch und damit die Stromkosten mit Wärmepumpe ausfallen hängt in hohem Maße von der richtigen Planung und Auslegung der Wärmepumpe und natürlich vom Strompreis sowie Ihrem individuellen Heizverhalten ab. Der voraussichtliche Stromverbrauch für Ihre Wärmepumpe kann jedoch vor Installation recht genau überschlagen werden.
Schritt 1: Für die Berechnung benötigen Sie zunächst Ihren aktuellen Heizenergieverbrauch. Z. B. 15.000 kWh Gas pro Jahr. (Bei Öl nehmen Sie Ihren jährlichen Ölverbrauch in Litern x 1.000 - also z. B. 1.500 L x 1.000 = 15.000 kW/h pro Jahr). Um Ihren tatsächlichen Wärmebedarf zu ermitteln, müssen Sie diesen Wert mit ca. 0,85 multiplizieren, da Ihr aktuelles Heizsystem nur ca. 85 % der verbrannten Energie in Wärme für Ihr Zuhause umwandelt. (Also 15.000 kW x 0,85 = 12.750 kW)
Schritt 2: Ihren aktuellen Wärmebedarf teilen Sie dann durch die Jahresarbeitszahl (JAZ) des geplanten Wärmepumpensystems, um den voraussichtlichen Stromverbrauch zu erhalten. (Je nach Wärmepumpe und Immobilie liegt die JAZ zwischen 3 - 5). Bei einer Jahresarbeitszahl von 4 würde der Stromverbrauch im gewählten Beispiel also bei ca. 3.187 kW liegen (12.750 W / 4).
Die JAZ für alle gängigen Wärmepumpen können Sie z. B. über den Jahresarbeitszahlrechner des Bundesverband Wärmepumpe e.V. ermitteln. www.waermepumpe.de/jazrechner/
Expertentipp: Zusammen mit Ihrem Fachhandwerker und einer Heizlastberechnung sowie der Auslegungstabellen des jeweiligen Wärmepumpenherstellers können Sie den Stromverbrauch noch genauer berechnen lassen.
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2. Wie hoch ist der Stromverbrauch einer Erdwärmepumpe im Vergleich zur Luftwärmepumpe?

Der Stromverbrauch einer Erdwärmepumpe ist in der Regel etwas niedriger als der einer Luftwärmepumpe, da Erdwärmepumpen konstantere Temperaturen aus dem Erdreich nutzen.
Erdwärmepumpen:
Jahresarbeitszahl (JAZ): Typischerweise zwischen 4 und 6.
Durchschnittlicher Stromverbrauch: Bei einem Heizwärmebedarf von 10.000 kWh und einer JAZ von 4 beträgt der Stromverbrauch ca. 2.500 kWh.
Luftwärmepumpen:
Jahresarbeitszahl (JAZ): Typischerweise zwischen 3 und 5.
Durchschnittlicher Stromverbrauch: Bei einem Heizwärmebedarf von 10.000 kWh und einer JAZ von 3,5 beträgt der Stromverbrauch ca. 2.857 kWh.
Die Erdwärmepumpe ist somit häufig effizienter und verursacht geringere Stromkosten, jedoch sind die Installationskosten für Erdwärmepumpen meist höher aufgrund der notwendigen Erdbohrungen.
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Expertentipp:
Zudem gilt zu beachten, dass die tatsächliche Jahresarbeitszahl stark von der ausgewählten Wärmepumpe und der Auslegung des gesamten Heizsystems abhängig ist. Bei Luftwärmepumpen ist die durschnittliche Umgebungstemperatur am Aufstellungsort ein weitere Faktor, welcher die JAZ beeinflusst.
Somit kann es sein, dass eine besonders efiziente Luftwärmepumpe an einem relativ milden Aufstellungsort eine höhere JAZ hat, als eine weniger effiziente Erdwärmepumpe.

3. Wie reduziere ich den Stromverbrauch einer Wärmepumpe?

Es gibt mehrere Maßnahmen, um den Stromverbrauch einer Wärmepumpe zu reduzieren. Der größte Hebel für einen effizienten Betrieb einer Wärmepumpe liegt jedoch in der richtigen Auslegung und Auswahl der Wärmepumpe bereits vor der Installation. Ist Ihre Wärmepumpe bereits installiert, haben Sie z. B. noch folgende Möglichkeiten:
Optimierung der Heizkurve: Eine angepasste Heizkurve reduziert unnötigen Energieverbrauch.
Regelmäßige Wartung: Eine gut gewartete Wärmepumpe arbeitet effizienter.
Verbesserung der Gebäudeisolierung: Reduzierung des Heizwärmebedarfs durch bessere Dämmung von Wänden, Fenstern und Dächern.
Wärmepumpe mit Photovoltaik kombinieren: Integration von Photovoltaik zur Deckung des Strombedarfs der Wärmepumpe reduziert zwar nicht den Stromverbrauch Ihrer Wärmepumpe, führt jedoch durch Eigennutzung zu geringeren Stromkosten.
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4. Lohnt sich ein Wärmepumpentarif und was gibt es bei Wärmepumpenstrom zu beachten?
Viele Wärmepumpenkunden fragen sich, ob sich ein Wärmepumpentarif für die eigenen Wärmepumpe lohnt. Wie so häufig, ist diese Frage leider nicht pauschal mit Ja oder Nein zu beantworten, sondern muss individuell für jede Wärmepumpe, bzw. jedes Wärmepumpensystem beurteilt werden. Zu beachten ist außerdem, dass laut §14a EnWG seit dem 01.01.2024 neu in Betrieb genommene Wärmepumpen mit einer Nennleistungsaufnahme ab 4,2 kW (inkl. Heizstab) zur Teilnahme an der netzorientiert oder präventiven Steuerung (Dimmung) durch den Verteilnetzbetreiber (VNB) verpflichtet sind. Für die Netzentgelt-Reduzierung stehen zwei Varianten zur Verfügung: Ein einheitlich berechneter netzbetreiberindividueller pauschaler Betrag (Modul 1) oder Modul 2 mit einer Reduzierung des Netzentgelt um 60 %. Für Modul 2 muss die SteuVE grundsätzlich über einen eigenen Zähler betrieben werden.
Modul 1 (pauschale Netzentgeldreduzierung): Bei der Anmeldung einer Wärmepumpe wird ohne weitere angeban zunächst automatisch das Modul 1 bei Ihrem Netzbetreiber ausgewählt. Hierbei wird eine vom Verbrauch unabhängige, pauschale Entlastung auf das Netzentgelt des örtlichen Netzbetreibers gewährt. Dieses soll Bundesweit zwischen 110 - 190 € Brutto liegen. Für das Modul 2 ist kein seperater Stromzähler notwendig.
Für die Verwendung des sogenannten Wärmepumpenstroms wird ein separater Stromzähler benötigt, damit Ihr Stromanbieter für diesen Strom einen geringeren Arbeitspreis berechnen kann. Die Installation eines zweiten Stromzählers kann von wenigen hundert Euro bis mehreren Tausend Euro kosten, je nachdem, ob ein neuer Zählerschrank installiert werden muss, oder der zweite Zähler noch in den vorhandenen Zählerschrank passt. Zudem ist zu beachten, dass durch den zweiten Stromzähler zusätzliche Zählergebühren entstehen.
Modul 2 (prozentuale Netzentgeltreduzierung): Für die Verwendung des sogenannten Modul 2 wird ein separater Stromzähler benötigt, damit Ihr Stromanbieter für diesen Strom einen geringeren Arbeitspreis berechnen kann. Die Installation eines zweiten Stromzählers kann von wenigen hundert Euro bis mehreren Tausend Euro kosten, je nachdem, ob ein neuer Zählerschrank installiert werden muss, oder der zweite Zähler noch in den vorhandenen Zählerschrank passt. Zudem ist zu beachten, dass durch den zweiten Stromzähler zusätzliche Zählergebühren entstehen. Die Entlastung auf das Netzentgeld des Arbeitspreises soll 60 % betragen. Wichtig: Hiermit ist nicht gemeint, dass Ihr Arbeitspreis ingesamt um 60 % reduziert wird. Vielmehr ist ein Teil des Arbeitspreises durch das Netzentgeld festgelegt und dieses soll um 60 % reduziert werden. Eine Beispielrechnung der Stadtwerke Freising zeigt z. B. das der Strompreis mit einem Arbeitspreis pro Kilowattstunde von 36,38 Cent/kWh für Haushaltsstrom zu 7,78 cent aus Netzentgelt besteht. Auf diese erfolgt eine Reduzierung von 60 %, also 5,6 cent pro kWh. Somit läge der Arbeitspreis in Modul 2 bei 30,78 cent pro kWh.
Hinweis: Aktuell (Juni 2024) ist ein Wechsel in das Modul 2 bei vielen Netzbetreibern noch nicht möglich, da die Voraussetzungen hierfür noch nicht geschaffen wurden. Nichtsdestotrotz können Sie bei vielen Stromanbietern sogenante Wärmepumpentarife beziehen, bei welchen teilweise größere Ersparnisse möglich sind, als die angekündigten 60 % reduzierung auf die Netzentgelte im Arbeitspreis.
Beispielrechnung Wärmepumpenstrom: 28 cent für Haushaltsstrom zu 20 cent für Wärmepumpenstrom, 144 € Grundpreis und 4.000 kWh/a Heizstromverbrauch. (0,28 - 0,20) * 4.000 - 144 € = jährliche Ersparnis von 176 €
Zusammenfassung:
Bei Immobilien mit sehr hohem Heizstromverbrauch und / oder bei geringen Zusatzinvestitionen für die Installation eines zusätzlichen Stromzählers, kann das Modul 2, bzw. ein Wärmepumpentarif sinnvoll sein. Bei kleinen Einfamilienhäusern, bzw. energieeffizienten Haushalten lohnt sich ein Wärmepumpentraif bzw das Modul 2 häufig nicht. Insb. wenn Sie eine Wärmepumpe mit Photovoltaik kombinieren lohnt sich der Wärmepumpenstrom i. d. R. nicht, da Sie ohnehin versuchen möglichst wenig Strom vom Netz zu beziehen.

5. Wie viel Stromverbrauch ist bei einer Wärmepumpe im Winter pro Tag normal?

Hin und wieder erreichen uns verunsicherte Anrufe von Wärmepumpenbesitzern, welche festgestellt haben, wie viel Strom die Wärmepumpe an einem einzelnen Tag im Winter verbraucht hat und haben Sorge, dass die Stromkosten ihrer Wärmepumpe ins "unermessliche" steigen.
Jedoch ist es völlig normal, dass der Stromverbrauch einer Wärmepumpe an sehr kalten Tagen stark ansteigen kann. Dies ist auch bei Gas- oder Öl-Heizungen der Fall. Der Unterschied ist lediglich, dass ältere Gas- und Öl-Heizungen i. d. R. keine tagesgenaue Aufzeichnung der Verbräuche zulassen und wir somit den genauen Ölverbrauch an einem einzelnen Tag im Winter nicht kennen. Darüberhinaus sind vorallem Luft-Wärmepumpen an extrem kalten Tagen tatsächlich eher ineffizent und können an diesen Tagen vereinzelt hohe Stromverbräuche verursachen. Um jedoch eine Aussage über die wirkliche Effizienz einer Wärmepumpe treffen zu können, sollten Sie mind. ein vollständiges Kalenderjahr mit der Wärmepumpe heizen und anschließend die Jahresarbeitszahl berechnen.
Wenn Sie trotzdem gerne berechnen möchten, wie viel Stromverbrauch eine Wärmepumpe an einem einzelnen Tag im Winter haben kann, folgt hier eine grobe Beispielrechnung:
Bei einem angenommenen Jahresstromverbrauch von 4.000 kWh (über das Jahr verteilt) entfallen hiervon ca. 800 kWh (20 %) allein auf den Monat Januar, da dieser i. d. R. der kälteste Monat in Deutschland ist. Bei wiederum 31 Tagen im Januar läge der durchschnittliche Verbauch an einem Tag also bei ca. 25,8 kWh. Auch Werte, welche etwas darüber liegen, können noch völlig normal sein, da auch innerhalb des Monats Januar die Temperaturen von Tag zu Tag natürlich sehr unterschiedlich sein können.
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6. Kundenbeispiel: Stromverbrauch für eine Wärmepumpe im Einfamilienhaus
In folgendem Beispiel wurde eine Wärmepumpe in einem Einfamilienhaus installiert, welches zuvor mit einer Gaszentralheizung beheizt wurde. Der Gas- und Stromverbrauch wurde in den Jahren vor und nach der Installation genau dokumentiert.
Informationen zum Gebäude: Das Einfamilienhaus ist 1961 gebaut worden und ein Reihenendhaus. Es werden 130 qm mit Hilfe von Heizkörpern (also ohne Fußbodenheizung) beheizt und die Warmwasserbereitung erfolgt ebenso über die installierte Wärmepumpe. Im laufe der Jahre wurden die Fenster erneuert, es erfolgte eine Wanddämmung von ca. 6 cm sowie eine Dachdämmung von ca. 8 cm.
Informationen zum Wärmepumpensystem: Installiert wurde eine Vaillant aroTHERM plus VWL 75/6 A S2 Luft/Wasser Wärmepumpe. In der Heizlastberechnung wurde ermittelt, dass drei Heizkörper getauscht werden sollten, um eine reduzierte Vorlauftemperatur von 55 °C zu ermöglichen.
Informationen zum Wärmeverbrauch: Vor der Installation der neuen Wärmepumpe wurde in den Jahren 2019 - 2021 durchschnittlich 23.160 kW/h Gas pro Jahr verbraucht. Nach installation der neuen Wärmepumpe wurde in 2023 4.400 kW/h Strom für die Wärmeerzeugung und die Warmwasserbereitung benötigt.
Bei einem angenommenen Gaspreis von ca. 10 Cent je kW/h und einem angenommenem Strompreis von ca. 30 cent je kW/h entspricht dies einer Ersparnis von ca. 43 % pro Jahr. (2.316 € zu 1.320 €)