Sind Wärmepumpen im Altbau sinnvoll?

Viele denken erstmal an moderne Neubauten, wenn sie den Begriff "Wärmepumpe" hören. Wärmepumpen werden von sehr vielen Menschen als "High-Tech-Firlefanz" wahrgenommen und die Möglichkeiten, die sie bringen, werden nicht in Betracht gezogen.
Das ist furchtbar schade.
In Deutschland gibt es etwa 19,5 Millionen Wohngebäude. Davon sind rund 13 Millionen Einfamilienhäuser. Etwa 60% der Wohngebäude ist vor der ersten Wärmeschutzverordnung von 1977 errichtet worden und dadurch zum Teil sanierungsbedürftig. Die Verbesserungsmöglichkeiten für diese Immobilien sind enorm, aber viele Hausbesitzer sind verunsichert. Welche Maßnahmen sind wirklich sinnvoll? Was kann an welcher Stelle eingespart werden? Muss ich eine Fußbodenheizung haben, um eine Wärmepumpe installieren zu können? Welche Förderungen gibt es und wie hoch sind diese?
Weil wir diese Fragen wirklich häufig in unseren Beratungen hören, haben wir uns die Zeit genommen ein paar Informationen für Sie zusammen zu stellen, damit Sie für Ihren Altbau wirklich alle Möglichkeiten vergleichen können.

Wärmepumpen für den Klimaschutz

Wärmepumpen sind die Klimahelden des Einfamilienhausbesitzers.
Mit keiner Anschaffung können Einfamilienhausbesitzer soviel für die Umwelt tun, wie mit der Installation einer Wärmepumpe.
Laut dem Bundesverband Wärmepumpe e.V. spart eine Wärmepumpe jedes Jahr durchschnittlich 2.620 kg CO2 gegenüber einem fossilen Heizsystem ein. Über eine Lebensdauer von 20 Jahren können somit ungefähr 52 Tonnen CO2 vermieden werden. Jede Tonne CO2 führt zu einem Verlust von etwa 3m² arktischer Eisfläche. Das bedeutet, dass eine Wärmepumpe jedes Jahr knapp 8m² arktisches Eis rettet.
In 2022 haben bereits 23% der Wärmeerzeuger regenerative Energien benutzt. Unsanierte Altbauten haben einen hohen Wärmebedarf und einen hohen Anteil am Bestand. Gerade hier kann ein typischer Einfamilienhausbesitzer einen enormen Beitrag zur Erhaltung eines lebenswerten Klimas schaffen.
Viessmann Wärmepumpe im historischen Wohnhaus
Wärmepumpen eignen sich nicht nur für Altbauten; Sie überzeugen auch bei denkmalgeschützten Häusern, wie hier bei einem unserer Kunden.

Voraussetzungen im Altbau

Muss ein Altbau saniert werden, um geeignet für eine Wärmepumpe zu sein?

Altbauten sind so individuell wie die Familien, die in ihnen wohnen und das muss bei einem Heizungstausch beachtet werden. Altbauten unterscheiden sich in Baujahr, Größe, Wärmebedarf, bereits durchgeführten Sanierungsmaßnahmen und schließlich auch einfach durch lokale Gegebenheiten.
Eine der bedeutendsten Herausforderungen, die das Heizen in Altbauten betreffen, ist die Wärmeisolierung. Je besser Ihr Haus isoliert ist, desto weniger Energie verbrauchen Sie zum Heizen. Manche "Wärmediebe" sind auf den ersten Moment gar nicht ersichtlich, wie zum Beispiel eine fehlende Dämmung der Kellerdecke, einfach verglaste Fenster, zu dünne Außenwanddämmungen...
Es lohnt sich mehr denn je, über die Sanierung nachzudenken, da es im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude umfangreiche Förderungen für Bestandsgebäude gibt.

Dämmungen im Altbau

Häuser älter als 1969
Wärmedämmung spielte beim Bau noch keine Rolle. Wenn der Wärmeschutz nicht später (häufig nur unzureichend!) nachgerüstet wurde, fehlt er bis heute.
Innerhalb des Hauses gibt es häufig Wärmebrücken.
Die dringendsten Maßnahmen sind hier umfassende Dämmungen von Dach, Kellerdecke und den Außenwänden.
Häuser zwischen 1970-1989
1977 wurde die erste Wärmeschutzverordnung eingeführt. Häuser, die nach diesen Anforderungen gebaut wurden, wurden zwar gedämmt, entsprechen aber dennoch nicht mehr den heutigen Vorschriften.
Hier reichen oft bereits einzelne Maßnahmen, wie die Isolierung der obersten Geschossdecke oder der Dämmung des Daches.
Beachten Sie unbedingt, dass Häuser aus dieser Altersklasse mit diversen Giftstoffen wie Asbest, Formaldehyd oder dem Holzschutzmittel PCP belastet sein könnten. Der Umgang mit diesen Stoffen erfordert besondere Maßnahmen.
Häuser jünger als 1990
In den Neunzigern rückte die Senkung der CO2- Emissionen in den Fokus. Viele Häuser aus dieser Zeit sind Passiv- oder Niedrigenergiehäuser.
1995 führte die dritte Wärmeschutzverordnung neue Dämmstandards ein. Diese sind für die Installation einer Wärmepumpe ausreichend.
Auch hier lohnt es sich, in Maßnahmen zur Optimierung der Dämmung zu investieren.

Kann eine Wärmepumpe mit Solarthermie oder Photovoltaik kombiniert werden?

Wärmepumpen eignen sich hervorragend als Ergänzung zu Photovoltaik- oder Solarthermie-Anlagen. Dies gilt gleichermaßen bei bereits bestehenden Anlagen und geplanten Bauvorhaben.
Photovoltaik-Anlagen produzieren aus Sonneneinstrahlung Strom, der entweder direkt genutzt, in Batterien gespeichert oder an den Netzbetreiber verkauft werden kann. Wenn Sie eine Photovoltaik-Anlage mitsamt Stromspeicher haben oder in Betracht ziehen, dann ist die Installation einer Wärmepumpe eine fantastische Möglichkeit für Sie unabhängig, effiizient und kostengünstig zu heizen.
Auch Solarthermie-Anlagen funktionieren durch Sonneneinstrahlung. Hier wird aber statt Strom sogenannte "thermische Energie" gewonnen, die über Solarflüssigkeit zu einem Speicher im Haus transportiert wird. Im Sommer kann dadurch fast der ganze Wärmebedarf eines Haushaltes nur über Solarthermie gedeckt werden. Bei einer korrekten Auslegung erhöht die Solarthermie auch im Rest des Jahres die Effizienz einer Wärmepumpe enorm.

Solarthermie und Photovoltaik können übrigens auch zeitgleich mit einer Wärmepumpe gekoppelt werden, für eine maximale Heiz- und Stromkostenreduzierung.
Auch hier gibt es attraktive Förderungen.

Die Wahl der richtigen Heizkörper

Für die Planung der Wärmepumpeninstallation ist es unabdingbar, dass die Heizkörper miteingeplant werden.
Eine häufige Annahme ist, dass Wärmepumpen nur mit Fußbodenheizungen wirklich effizient heizen können.
Ein wichtiger Aspekt ist die Vorlauftemperatur und die Größe des Heizkörpers im Verhältnis zum Raum, der beheizt werden soll. Eine Wärmepumpe heizt besonders effizient mit einer geringen Vorlauftemperatur. Fußbodenheizungen zeichnen sich durch ihre Größe und die dadurch niedrigere Vorlauftemperatur aus.

Kann eine Wärmepumpe mit jedem Heizkörper heizen?

Eine Wärmepumpe heizt besonders effizient mit einer geringen Vorlauftemperatur. Das bedeutet, dass das Wasser, welches durch die Heizkörper fließt und dabei die Wärme abgibt, kühler ist, als bei herkömmlichen Heizsystemen. Da das Wasser also kühler ist, muss es größere Flächen zum Heizen durchlaufen, damit die Luft genauso warm, wie bei herkömmlichen Heizsystemen wird.
Kurz gesagt: Eine Wärmepumpe funktioniert effizienter, je größer die Heizflächen im Verhältnis zum Raum sind. Aus diesem Zusammenhang resultiert der Mythos, dass Wärmepumpen nur mit Fußbodenheizung funktionieren und bei der Installation einer Wärmepumpe zwingend eine neue Fußbodenheizung eingebaut werden muss.
Eine Wärmepumpe ohne Fußbodenheizung ist jedoch für gewöhnlich kein Problem. In vielen Studien hat sich gezeigt, dass die Effizienz einer Wärmepumpe bis zu einer Vorlauftemperatur von 55°C gegenüber herkömmlichen Heizsystemen in der Regel überlegen ist. Für die Auslegung einer Wärmepumpe mit Heizkörpern bedeutet das: Es muss sichergestellt werden, dass die verbauten Heizkörper mit maximal 55°C Vorlauftemperatur in der Lage sind, den jeweiligen Raum auch im Winter zu beheizen. Durch eine raumweise Heizlastberechnung kann dies genau berechnet werden. Es wird für jeden Raum und jeden Heizkörper bewertet, ob dieser "groß genug" ist, um bei 55°C Vorlauftemperatur den jeweiligen Raum ausreichend zu beheizen. Im Falle des Falles können dann einzelne Heizkörper gegen größere Heizkörper oder spezielle Wärmepumpenheizkörper ausgetauscht werden.

Was ist eine Vorlauftemperatur?

Wenn es um Wärmepumpen geht, dann geht es häufig früher oder später auch um die sogenannte Vorlauftemperatur, aber was ist das eigentlich so genau?
Die Vorlauftemperatur einer Heizung ist die Temperatur des Heizwassers, welches von der Heizung aus durch die Heizkörper fließt. Die Vorlauftemperatur sollte immer möglichst niedrig ausfallen, damit die Heizung das Wasser nicht so hoch erhitzen muss und dadurch Energie sparen kann. Geringe Vorlauftemperaturen gehen Hand in Hand mit großen Heizkörpern, wie zum Beispiel Fußbodenheizungen, da kühleres Wasser eine größere Fläche zur Wärmeabgabe benötigt, um die Räume zu beheizen.

Förderungen sichern

Was sind diese "Heizungsförderungen"?

Sanieren kann bekanntermaßen ziemlich teuer werden. Nicht selten hört man von verzweifelten Hausbesitzern, die für den gleichen Preis genauso gut ihre Immobilie abgerissen und neugebaut hätten können.
Zum Glück hat die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) im Januar 2024 stark nachgelegt. Jetzt gibt es für fast alle energetischen Maßnahmen Förderungen. Wer also einen Heizungstausch durchführen lassen möchte, kann eine Förderung von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beantragen.
Allerdings ist es nicht immer sinnvoll, nur einen Heizungstausch durchzuführen, da viele Altbauten schlechte Dämmungen aufweisen. Besonders hier lohnt es sich, vor der Installation der Wärmepumpe bereits weitere Sanierungsmaßnahmen durchzuführen, da der verringerte Wärmebedarf den Spielraum für effiziente Heizungslösungen erweitern und die Kosten senken wird.
Die KfW bewilligt einen Zuschuss von bis zu 70% der Kosten bis zu einem Höchstwert von 30.000€, also ist der höchste Zuschussbetrag 21.000€.

Welche Förderungen gibt es?

Die einzelnen Förderprogramme lassen sich miteinander kombinieren, der Gesamtfördersatz ist aber auf 70% gedeckelt.
Die förderfähigen Investitionskosten sind:
Die Anschaffungskosten des geförderten Wärmeerzeugers Die Kosten für die Installation und die Inbetriebnahme Die Kosten der erforderlichen Umfeldmaßnahmen
30 % Grundförderung
Die Grundförderung ist ein fester Zuschuss, der bei allen förderfähigen Heizungsanlagen anfällt. Förderfähige Heizungsanlagen sind:
Solarthermische Anlagen Biomasseheizungen Elektrisch angetriebene Wärmepumpen Brennstoffzellenheizungen Wasserstofffähige Gas-Brennwertheizungen Innovative Heizungstechnik Der Anschluss an ein Gebäude- oder Wärmenetz. Heizungsoptimierungen
20% Geschwindigkeitsbonus
Für den frühzeitigen Umstieg auf Erneuerbare Energien bis Ende 2028 gibt es zusätzlich einen 20% Geschwindigkeitsbonus. Dieser gilt für den Austausch von Öl-, Kohle- und Nachtspeicherheizungen. Außerdem auch für Gasheizungen, die älter als 20 Jahre sind.
30% Einkommensbonus
Für selbstnutzende Eigentümer mit einem zu versteuernden Gesamteinkommen unter 40.000€ im Jahr gibt es zusätzlich einen Einkommensbonus. Wichtig ist hier, dass alle Gehälter des Haushaltes zusammen gerechnet weniger als 40.000€ im Jahr betragen müssen.
5% Effizienzbonus
Dieser zusätzliche Bonus ist nur mit der Installation einer Wärmepumpe erhältlich.